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Zu Buchbesprecherzeiten hatten wir eine kleine aber feine Rubrik, in der Indie-Autoren von ihrem Alltag als Selbstverleger erzählten. Und genau solche Einblicke werden wir euch zukünftig wieder häufiger präsentieren. Den Anfang macht Jungautorin Ella Yunis, deren Debütroman „Wir in den schönsten Farben“ heute auf AMAZON erschienen ist.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich habe einige Umwege genommen, mich hier und da ausprobiert, ehe ich mich voll und ganz dem Schreiben gewidmet habe. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis die innere Stimme so laut war, dass ich sie nicht mehr überhören konnte. 

Kannst du uns dein Buch kurz vorstellen?

„Wir in den schönsten Farben“ handelt von der Kunststudentin Ivy. Von Selbstzweifeln geplagt steckt diese in einer tiefen Schaffenskrise. Die Ideen bleiben aus, die Leinwand leer. Eher versehentlich bekommt sie einen Praktikumsplatz am Uni-Theater. Für die introvertierte Malerin stellt der Alltag als Produktionsassistentin jedoch eine große Herausforderung dar. Denn nicht nur ihr neuer Boss bringt sie an ihre Grenzen, auch unter den anderen Studenten gibt es den einen oder anderen, der ihr das Leben schwer macht.

Es ist eine klassische Liebesgeschichte, die sich aber auch viel mit den eigenen Zweifeln beschäftigt, die einen manchmal lähmen können.

Wie bist du zu deiner ersten Veröffentlichung gekommen? Welchen Weg hast du genutzt?

Ich habe von Anfang an auf Self-Publishing gesetzt. Ich habe mich ganz offiziell selbstständig gemacht, einen Businessplan geschrieben und einen Gründerzuschuss beantragt. Ich wollte von Anfang an selbst bestimmen, wo der Weg hingeht.

Inwiefern haben dich die unterschiedlichen Bereiche beim Self-Publishing (Covergestaltung, Marketing) vor neue Herausforderungen gestellt?

Ich komme aus dem Verlagswesen. Insofern war das kein Neuland. Aber irgendwie wusste und konnte ich alles auch nur so halb. Zum Glück kannte ich die richtigen Leute, die mir bei Cover, Lektorat und Marketing unter die Armen gegriffen haben. Alleine hätte ich das nicht stemmen können. 

Welche Vorteile siehst du in dem Weg, den du gewählt hast?

Ganz klar die Freiheit, zu tun und zu lassen, was ich will. Natürlich ist das gleichzeitig auch eine Bürde – niemand tritt dir in den Hintern, niemand klopft dir auf die Schulter und sagt: Gut gemacht. Das muss ich schon selber tun. Aber dafür habe ich auch die Chance mich sowohl schriftstellerisch als anderswo (Marketing oder Vertrieb) auszutoben. Man lernt so unglaublich viel und auch wenn es Phasen gibt, in denen mich die Verantwortung und die Fülle an ToDos zu überwältigen drohen – ich würde es nicht eintauschen wollen.

Wie strukturierst du deinen Tagesablauf?

Auch das war und ist eine der größten Herausforderungen am Autorinnen-Sein. Ich bin eine Nachteule. Entsprechend unkreativ läuft bei mir der Vormittag ab. Ich versuche dann, Dinge zu erledigen, die mich geistig nicht so beanspruchen (Wohnung, Orga, Botengänge). Nach der Mittagspause geht es an den Schreibtisch, wo diverse Entwürfe darauf warten, von mir bearbeitet zu werden. Das läuft mal mehr mal weniger gut und ist mal mit mehr und mal mit weniger Aus-dem-Fenster-starren verbunden. Früher habe ich viel nachts geschrieben. Das tat mir aber nicht so gut. Deshalb ist heutzutage spätestens um Acht Schluss. 

Kannst du vom Schreiben leben?

Da „Wir in den schönsten Farben“ mein erstes Buch ist: nein. Ich hoffe aber, dass ich mir über die Social Media Kanäle mit der Zeit eine entsprechende Leserschaft aufbauen kann und es dann spätestens beim dritten Buch auch finanziell läuft.

Welche Plattformen und Social Media-Kanäle nutzt du?

Ich bin auf Instagram und Facebook. Für meine Autorenseite ist außerdem ein Blog in Planung, in dem ich regelmäßig aus meinem Autorenalltag berichten möchte. Ich bin gespannt, wie ich das zusammen mit der Schreibroutine unter einen Hut bekomme. Im Internet tun sich ja ganz schnell mal schwarze Löcher auf, die ahnungslose Stöberer gnadenlos einsaugen.

Gibt es schon neue Buchideen oder -projekte, die du in Angriff nehmen möchtest?

Wie war das? Nach der Veröffentlichung ist vor der Veröffentlichung? Tatsächlich habe ich mehrere Ideen, die unterschiedlich ausgereift sind. Ich würde gerne mehr im Bereich Eco-Romance schreiben. Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit interessieren mich sehr und Liebesromane gibt es dazu erstaunlich wenig. 
Außerdem trage ich schon seit Jahren die Idee zu einem Romantasy-Mehrteiler mit mir herum. Wenn alles gut geht, gibt es da nächstes Jahr schon etwas Konkretes zu berichten.

Kannst du den Weg, den du gewählt hast, weiterempfehlen?

Auf jeden Fall. Ich war zunächst nicht besonders zuversichtlich, was den Gründerzuschuss betrifft. (Ehrlich gesagt, hatte ich erwartet, dass man mich auslacht und wieder nach Hause schickt.) Dass es dann doch geklappt hat, hat ungläubig staunen lassen. Ich kann nur sagen: wenn ihr mit dem Gedanken spielt, euch als Autor/in selbstständig zu machen: Traut euch!

So ein Businessplan hilft aber natürlich auch jenseits von Fördergeldern: Zielgruppenanalyse, Marketingstrategien, Preiskalkulationen – man bekommt ein gutes Bild von dem, was einen als Autor so erwartet. Meistens kommt es zwar anders (der Schreibprozess hat letztendlich viel länger gedauert, als ich prognostiziert hatte), aber es kann grundsätzlich nicht schaden, einen Fahrplan zu haben, wenn man diesen Schritt wagt.


Auf Anjas Speisekarte stehen überwiegend alte Schinken aus vergangenen Jahrhunderten: gut abgehangen, manchmal etwas zäh, doch immer eine vollmundige Angelegenheit. Dazu gönnt sie sich ab und zu ausgesuchte Tropfen der aktuellen Literaturlese: mal trocken-humorig, mal feinherb-gesellschaftskritisch. In ihrer Rubrik Litopian Life geht es um alles, was das Leben als Büchernarr (noch) schöner macht. Manchmal schauen hier auch prominente Bücherfreunde vorbei um von ihren Reisen durch das bunte Universum der Literatur zu berichten.

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